18. September 2025

Begriff:Frankenpaper

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Frankenpaper ist ein Begriff aus der Welt der Papierkunst, der in Deutschland bisher nur selten verwendet wird. Gemeint ist damit ein Papier, das aus vielen kleinen Resten zusammengesetzt wird – ähnlich wie ein Patchwork-Quilt, nur eben nicht aus Stoff, sondern aus Papier. Typisch ist, dass man verschiedene Schnipsel auf einem Trägerpapier zusammenfügt oder direkt miteinander vernäht, sodass ein neuer, größerer Bogen entsteht. Dabei bleiben die einzelnen Stücke deutlich erkennbar und machen gerade durch ihre Unterschiede den besonderen Reiz aus.

Der Ursprung des Begriffs liegt in der US-amerikanischen Bastel- und Junk-Journal-Szene. Die Namensgebung ist eine Anspielung auf „Frankenstein“, die literarische Figur, die aus vielen einzelnen Körperteilen zusammengesetzt wurde. Übertragen auf die Bastelwelt bedeutet das: Aus vielen kleinen Papieren, die zunächst kaum zusammenpassen, entsteht ein neues Ganzes, das dennoch funktioniert und seine ganz eigene Schönheit entfaltet.

Für die Herstellung von Frankenpaper werden Papierreste unterschiedlichster Art genutzt. Beliebt sind alte Buchseiten, Notenblätter, Serviettenmotive, Verpackungspapier, Zeitschriftenausschnitte oder Geschenkpapier. Damit lässt sich auch kleinste Resteverwertung betreiben, denn selbst winzige Stücke können in das Gesamtbild eingebaut werden. Die Stücke werden entweder mit Klebstoff auf einen größeren Bogen geklebt oder mit einer Nähmaschine zusammengefügt. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile: Während Kleben eine glatte Fläche ergibt, sorgt das Nähen für dekorative Nähte, die zusätzlich das Bild strukturieren.

Ein besonderes Merkmal des Frankenpapers ist seine Vielseitigkeit. Der fertige Bogen ist kein Endprodukt, sondern wird anschließend in kleinere Teile geschnitten und weiterverarbeitet. So entstehen Hintergründe für Karten, Elemente für Scrapbooking-Seiten, dekorative Taschen oder Umschläge in Junk Journals. Auch für kleine Formate wie Lesezeichen, Tags oder ATCs (Artist Trading Cards) eignet sich Frankenpaper hervorragend. Jede ausgeschnittene Fläche ist ein Unikat und trägt die individuelle Patchwork-Struktur in sich.

Wichtig ist die Abgrenzung zu einem sogenannten Masterboard. Bei einem Masterboard wird ein großes Blatt vollflächig gestaltet, meist mit Farben, Stempeln und Schablonen, sodass eine Art Designerpapier „aus einem Guss“ entsteht. Frankenpaper dagegen lebt gerade von den sichtbaren Übergängen und der bunten Mischung verschiedener Papiere. Es ist bewusst stückig und unruhig und hebt sich dadurch deutlich von einem Masterboard ab.

Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff noch nicht weit verbreitet, was dazu führt, dass viele Bastler zwar die Technik kennen, aber einen anderen Namen dafür verwenden. Häufig ist von „Papier-Patchwork“, „Collagepapier“ oder schlicht von der Verwertung von Papierresten die Rede. Wer in internationalen Bastelcommunities unterwegs ist, begegnet dem Ausdruck Frankenpaper jedoch regelmäßig, vor allem auf Plattformen wie YouTube, Pinterest oder in englischsprachigen Facebook-Gruppen.

Frankenpaper ist also eine Technik, die künstlerische Freiheit und Resteverwertung miteinander verbindet. Sie eignet sich sowohl für Anfänger, die schnell mit wenig Material ein spannendes Ergebnis erzielen möchten, als auch für erfahrene Bastlerinnen und Bastler, die gezielt mit Farben, Mustern und Strukturen spielen wollen. Durch seine Einfachheit ist Frankenpaper eine nachhaltige Möglichkeit, selbst kleinste Papierreste sinnvoll einzusetzen und ihnen eine neue Funktion zu geben.

Damit ist Frankenpaper ein fester Bestandteil der internationalen Mixed-Media- und Junk-Journal-Szene und ein inspirierendes Beispiel dafür, wie aus Resten echte Schätze entstehen können.

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